Mit Schreiben vom 17. Juni 2019 erklärt der BDD (Buddhistischer Dachverband Diamantweg) seinen Austritt aus der Deutschen Buddhistischen Union. Es wurde dem BDD klar, dass er in der von der DBU in diesem Herbst anberaumten außerordentlichen Mitgliederversammlung mit fliegenden Fahnen untergehen würde. Einen Rausschmiss auf dieser MV wollten sie nicht riskieren und zogen die Reißleine. Der Vorstand der DBU hat den Austritt inzwischen akzeptiert. Man spürt in dem knappen Antwortschreiben des DBU-Vorstands die Erleichterung. Aber ohne nachzutreten, wollte die Diamantweg-Sekte ihre Segel dann doch nicht streichen. In der Kündigung werden einige Begründungen für den Austritt gegeben, bei denen man nur denkt, „musste das jetzt noch sein“? Ein peinliches Schreiben ist das geworden. Wir sehen uns dieses im Einzelnen mal an (das Original als PDF am Ende dieses Artikels). Der BDD schreibt, dass er es bedauere, dass die DBU sich in einer „fortschreitenden Abkehr von den Werten der DBU-Satzung“ und „das Infrage stellen von Grundwerten, wie der freien Meinungsäußerung“ befinde. Er meint, dass man seine Autonomie beschneiden wolle. Er verdächtigt die DBU, dass sie versuche, die Vielfalt der verschiedenen buddhistischen Traditionen zu normieren. Was der BDD mit „freier Meinungsäußerung“ genau meint, ist klar: Als solche werden die pauschalisierenden und rassistischen Äußerungen Ole Nydahls eingeordnet. Kritik an ihnen, die ebenfalls vom Recht auf freier Meinungsäußerung gedeckt ist, ist dagegen unerwünscht. Sie wird als Abkehr von den Werten der DBU-Satzung“ und der Versuch buddhistische Vielfalt einzuebnen, diskreditiert. Wenn dem BDD der Grundwert der freien Meinungsäußerungen ernsthaft etwa bedeuten würde, hätte er sich dann nicht an dem von der DBU angebotenen Dialog beteiligen müssen? Und hätte man in der Vergangenheit nicht darauf verzichten müssen, Kritiker vor den Kadi zu zerren? Sorry, geehrte Diamantwegler, eure Liebe zur Meinungsfreiheit nehmen wir euch nicht ab. Diese Argumentation ist lächerlich. Weiter schreibt der BDD, dass „Teile des derzeitigen Vorstands und des Rats der DBU e.V. die eigenen Satzungsprinzipien missachtet und sogar an der Verbreitung von Falschaussagen über den BDD und Lama Ole Nydahl (...) beteiligt haben“. „Wir sehen darin einen eklatanten Machtmissbraucht“, nörgelt der BDD. Ja, das waren Zeiten, als die Diamantweg-Sekte im Rat und damit in der DBU unter dem damaligen 1. Vorsitzenden Gunnar Gantzhorn einen großen Einfluss genossen. Dass der BDD diesen Zeiten hinterher weint, kann ich nachvollziehen. Welche Falschaussagen da gemacht worden sein sollen, bleibt im Dunkeln. Es wird wie so oft angeklagt und man inszeniert sich als Opfer. Die Belege hierzu bleibt man schuldig. Werden doch einmal Belege angeboten, dann in der Art, dass verharmlost und verdreht wird. Es ist schon spannend, dass der BDD seinen Kritikern immer genau das (zu Unrecht!) vorwirft, was er selbst veranstaltet. Apropos verharmlosen und verdrehen. Gleich im nächsten Absatz der Austrittserklärung des BDD kann man diese Strategie besichtigten: „Viele Buddhisten in Deutschland betrachten die einseitige Skandalisierung von Randbemerkungen Lama Ole Nydahls als Ablenkung von schwerwiegenden Skandalen mit denen die DBU e.V. in jüngster Vergangenheit konfrontiert war“, so der BDD. Seit mehr als 30 Jahren hetzt Nydahl massiv und pauschal gegen Muslime. Aber auch andere Ethnien, Asiaten und Afrikaner, sind das Ziel seines Hasses. Laut BDD haben wir es aber nur mit unbedeutenden Randbemerkungen zu tun, die andere erst skandalisieren. Das durch ein Foto dokumentierte Treffen Nydahls mit dem europäischen Neo-Rechtsradikalen Geerd Wilders, die enge Freundschaft zu dem dänischen Journalisten Lars Hedegaard, gegen den wegen Volksverhetzung ermittelt wurde, oder der Kontakt des Lamas zum dänischen Pegida-Initiant Nicolai Sennels, sind dann nach BDD-Lesart wohl ebenfalls lediglich Randphänomene. Die Wahrheit ist, es handelt es sich nicht um eine künstliche Skandalisierung. Der Skandal ist größer, als von der Öffentlichkeit bisher wahrgenommen. Der Hinweis, man habe sich in der DBU um andere Skandale nicht ausreichend gekümmert, geht dagegen ins Leere. Die DBU kann entsprechende Aktivitäten nachweisen. Abgesehen davon, hatte der BDD, wie geschildert, in der besagten Zeit so ziemlich das Sagen in der DBU. Wenn es dem BDD wichtig gewesen wäre, hier eindeutiger Stellung zu beziehen, warum haben sie ihren Einfluss dann nicht geltend gemacht? Wie der BDD mit Verdrehungen agiert, ist schon bemerkenswert. Ach, und noch ein Wort zu den „vielen Buddhisten in Deutschland“, die angeblich die „Randbemerkungen“ Nydahls als Skandalisierung wahrnehmen. Wer ist denn damit gemeint? Ich habe in meiner Arbeit bei der DBU nur zwei Gruppen von „Buddhisten in Deutschland“ erlebt, die die rassistischen Ausfälle als „Randbemerkungen“ beschreiben, die skandalisiert werden: Einmal die Anhänger Nydahls selbst, die inoffiziell oftmals bemerken „Nydahl hat doch Recht“. Dazu einzelne ältere Herren, deren Zeit in der DBU längst abgelaufen ist, die offenbar ebenfalls Vorbehalte gegen den Islam hegen. Sie sind bereit, auf dem Altar, auf dem „Anerkennung des Buddhismus in Deutschland als Religion“ eingemeißelt ist, die Glaubwürdigkeit des Buddhismus im Westen zu opfern. Sie sehen jene Anerkennung als oberstes Ziel. Sie beschwören eine Einheit der Buddhisten, weil sie sich ausrechnen, die Anerkennung sei durch sie eher erreichbar. Dies steht Ihnen offenbar über seine ethische Integrität. Die Mehrheit der DBU-Delegierten sieht das anders. Im nächten Absatz quengelt der BDD, wie schon so oft, über angebliche undemokratische Strukturen. Das sorgt bei allen sonstigen Mitgliedern der DBU seit langem für Kopfschütteln. Wir wissen aus Erfahrung, dass der BDD dort, wo er mitwirkt, gern dominiert. Diesem Machtanspruch würde eine Regelung, bei der sich das Stimmrecht nach den Mitgliederzahlen richtet, entgegenkommen. Nach eigener Rechnung müsste dem BDD so mindestens ein Viertel alle Stimmrechte in der DBU zukommen. Dass dies den Exitus für die DBU als Dachverband aller Buddhisten in Deutschland bedeuten würde, ist dem BDD scheinbar egal. Die große Anzahl an kleinen Mitgliedsgemeinschaften würde sich auf die Dauer nicht damit arrangieren können, dass die großen Gemeinschaften über ihren Kopf hinweg entscheiden könnten. Deshalb ist das Stimmrecht großer Gemeinschaften in der DBU gedeckelt. Sogar der Bundesrat ist in dieser Weise organisiert. Das nennt man Minderheitenschutz. Ein zutiefst demokratisches Prinzip, das dem BDD fremd zu sein scheint. Von einem Demokratiedefizit kann in der DBU also nicht die Rede sein. Im letzten Abschnitt kann sich der BDD dann nicht verkneifen, die Bedeutung der DBU herunter zu spielen. Vielleicht, weil es dann nicht so weh tut, dass der Dachverband der Buddhisten in Deutschland nichts mehr mit ihnen zu tun haben will. Angeblich vertritt die DBU ohne den BDD nur „ca. 3% der Buddhisten in Deutschland“. Vorweg: Die Zahl ist falsch. Ich würde diese Rechnung gern sehen. Schauen wir genau hin: Die DBU hat ohne den BDD rund 15.000 Mitglieder. Nach Schätzungen der DBU selbst (und die sind hochgegriffen, würde ich sagen), haben wir in Deutschland etwa 130.000 westliche Buddhisten, Konvertiten. Dazu kommen 120.000 asiatische Buddhisten, im Wesentlichen sind das Migranten. Mein Dreisatz sagt mir, dass bezogen auf die Konvertiten die DBU 11,5% der Buddhisten als Mitglieder umfasst. Rechnet man die Asiaten mit ein, die meines Wissens bisher kein Interesse daran gezeigt haben, sich in einem gemeinsamen Dachverband zu organisieren, kommen wir auf 6%. Da hat sich der BDD wohl versehentlich verrechnet. Die Mitgliederzahlen sind zugegeben noch deutlich verbesserbar. Aber die DBU ist und bleibt der erste Ansprechpartner für staatliche Organe und andere Religionen, wenn man mit den Buddhisten in Deutschland ins Gespräch kommen möchte. In den Jahrzehnten, in denen der Diamantweg Teil der DBU war, kann ich mich auch nicht erinnern, dass ich je gehört hätte, dass es ihnen wichtig war, viele neue Gemeinschaften für die DBU zu gewinnen. Ihr ganzes Streben ist davon geprägt, die Bedeutung ihrer eigenen Gemeinschaft zu stärken. Abschließend ein Wort über die angebliche Größe des BDD. Man hört von ihnen immer wieder, man habe 160 Zentren, manchmal sind es auch über 170, mit mehr als 5.000 Mitgliedern in Deutschland. Ein einsehbares Mitgliederverzeichnis gibt es allerdings nicht. Auf der BDD eigenen Übersichtsseite zählte ich vor einigen Tagen etwas mehr als 70 Zentren. Der Rest wird als „Gruppen“ bezeichnet. Besucht man die Zentren, die abseits der großen Ballungsräume und Städte aufgeführt sind, begegnet man max. einem Dutzend Besucher, ob das schon Mitglieder sind, bleibt offen. Vor diesem Hintergrund vermute ich, dass die Mitgliederzahl herbei fanatisiert ist. Das hat Methode: Den Gegner, oder der, der dafür gehalten wird, kleiner reden und die eigene Bedeutung aufblasen. Ich bin ebenfalls erleichtert, dass die Diamantweg-Sekte nicht mehr Teil der DBU ist. Ich sehe mich ehrlich gesagt auch nicht in der Lage, dem BDD pauschal alles Gute für ihre Zukunft zu wünschen. Ich hoffe aber, dass Einzelne – auch hohe Funktionäre – den Weg aus der Sekte heraus finden und sich von den Verblendungen eines angeblich erleuchteten Gurus befreien können. Und ich wünsche mir, dass ich hier in meinem politischen Blog, in dem ich über meine Tätigkeit bei der DBU berichte, nun nicht mehr soviel über die Glitzerbuddhisten schreiben muss – am liebsten gar nicht mehr. Kündigungsschreiben des BDD: ![]()
Antwortschreiben der DBU auf das Kündigungsschreiben des BDD: https://68214.seu1.cleverreach.com/m/7331681/607051-510cd38a065bfc57c1ce781fb1e878dc Vorangegangene Stellungsnahme der DBU zu Aussagen der BDD-Vertreterin Nadia Wyder über die DBU:
https://www.buddhismus-deutschland.de/stellungnahme-des-vorstands-der-dbu-zu-aussagen-der-bdd-vertreterin-nadia-wyder-ueber-die-dbu/
2 Kommentare
Giri
23/6/2019 18:23:06
Meines Wissens sind sie aber noch bis Ende des Jahres Mitglied, es sei denn man führt das Ausschlussverfahren doch noch durch. Oder irre ich mich da?
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Hendrik Hortz
24/6/2019 12:33:40
Ich habe dies auch von einem Rat so gehört. Ich bin aber kein Jurist und kann das nicht beurteilen. Sobald ich mehr weiß, schreib' ich's dann hier.
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