Frank Hendrik Hortz – persönlicher Blog
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Säkularer Buddhismus in der Presse

23/6/2025

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Buddhismus frei von Transzendenz? Die Anliegen eines Säkularen Buddhismus  – ein Interview in der „TIBET UND BUDDHISMUS“, Mai 2022
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Nachlese: Intrigen in der DBU

12/6/2025

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Nach der Veröffentlichung des Blog-Beitrags „Ist die DBU etwa zu einer Sekte geworden?“ erhielt ich eine Reihe von interessierten Nachfragen: Was da denn genau passiert sei und ob ich den genannten „Drohbrief“ der DBU verlinken könne. Gern stelle ich die Informationen in Form eines Erfahrungsberichts zur Verfügung.

Die Ereignisse in chronologischer Abfolge

Alles begann im Herbst/Winter 2024 damit, dass ich hörte, die Deutsche Buddhistische Union sei in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Ich nahm Kontakt zu anderen Mitgliedern der DBU auf und tauschte mich mit ihnen aus. Darunter mehrere Ratsmitglieder und Delegierte von Mitgliedsgemeinschaften. Es zeigte sich schnell, dass ich nicht der Einzige war, der sich sorgen um die DBU machte.

Verschiedene Anfragen an den verantwortlichen Vorstand nach relevanten Finanzdaten, um uns einen Überblick über die wohl brisante Situation unseres Vereins zu verschaffen, beantwortete dieser nicht. Auch im Rat selbst wollte der Schatzmeister weitergehende Informationen nicht vorlegen. Er sprach aber offen von einer drohenden Insolvenz. Die Mitarbeit in der eigens zur Bewältigung der Finanzkrise eingerichteten Task Force gestaltete sich ebenso unbefriedigend. Der Schatzmeister gewährte den ehrenamtlich Helfenden keine freie Hand. Er versuchte, die Arbeit und den Informationsfluss jederzeit zu kontrollieren.

Die nachvollziehbare Forderung, in dieser ernsten Situation eine außerordentliche Mitgliederversammlung abzuhalten, wurde vom Vorstand abgelehnt. Stattdessen organisierte der Vorstand eine „Infoveranstaltung zur aktuellen Finanzlage der DBU“ für Mitglieder. Diese sollte per Zoom Anfang Dezember 2024 stattfinden. Allerdings, man erfuhr als einfaches Mitglied von dieser Veranstaltung über die offiziellen Kanäle der DBU nichts, sondern ausschließlich über interne Kanäle. Ich besorgte mir den entsprechenden Zoom-Link und wählte mich zum angegebenen Zeitpunkt ein. Die Veranstaltung war dann auch nur mäßig besucht, berücksichtigt man, dass die DBU nach eigenen Angaben 10.000 bis 12.000 Mitglieder repräsentiert. Es waren geschätzt 30, vielleicht maximal 50 Personen anwesend.

Was ich bei dieser „Infoveranstaltung“ erlebte, war erschütternd: Die Moderatorin, die DBU-Fundraiserin Frau Beate Aldag, agierte hochmanipulativ – vermutlich durch den Vorstand entsprechend instruiert: Sie mischte sich in die Redebeiträge der Teilnehmer ein, die ohnehin zeitlich eng begrenzt waren, bewertete sie, machte lächerlich und versuchte vorzuschreiben, was inhaltlich gesagt werden dürfe und was nicht. Es gipfelte darin, dass einem Ratsmitglied, das sich kritisch äußerte, der Ton abgedreht wurde – einem demokratisch legitimierten Mitglied des Leitungsgremiums des Vereins!

Das selbe Ratsmitglied, dem bei der „Infoveranstaltung“ der Ton abgedreht wurde, berichtete im Übrigen, dass er auf Grund seiner kritischen Haltung als Querulant verleumdet, gemobbt und im Rat letztlich isoliert werde. 

Der Offene Brief

Nach dieser Erfahrung war meinen DBU-Freunden und mir klar, dass eine normale Kommunikation mit den Verantwortlichen nicht möglich ist. Sie war von ihnen offenbar nicht gewünscht. Gab es etwas zu verbergen? Fünf von uns entschlossen sich daraufhin, einen Offenen Brief zu verfassen. Diesen schickten wir Ende Januar an Rat und Vorstand der Deutschen Buddhistischen Union und verbreiteten ihn bedacht über private Kanäle sowie einer buddhistische Online-Plattform, dem buddhaland.org. Wir setzten an das Ende des Briefs bewusst den Satz: „Lasst uns gemeinsam diese Krise bewältigen und die DBU wieder auf einen stabilen Kurs bringen.“ Wir hatten weiterhin die Hoffnung, dass mit dem Vorstand, der bisher alle Bemühungen um eine gemeinsame Lösung blockiert hatte, dennoch eine Zusammenarbeit möglich sei, um die Krise unseres gemeinsamen Vereins zu überwinden.

Aber: Auch dieses Gesprächsangebot schlugen die Verantwortlichen der DBU aus. Sie reagierten mit der Aufforderung, die Verbreitung des Offenen Briefs sofort einzustellen, verfassten eine diskreditierende Stellungnahme, in der sie unter anderem Lügen verbreiteten, sowie einen Drohbrief, den sie uns, den Verfassern des Offenen Briefs, persönlich per E-Mail und Briefpost zugesandten.

Das Ratsmitglied, das den Offenen Brief mitverfasst und unterzeichnet hatte, war im Anschluss mit einer langen Frageliste des Vorstands konfrontiert. Man forderte ihn auf, diese in einer Art Verhör zu beantworten, was er selbstverständlich ablehnte.

Wir, die Verfasser des Offenen Briefs, berieten nun, wie es weiter gehen könnte. Zunächst einmal stellten wir die Unwahrheiten, die uns in der DBU-Stellungnahme entgegengehalten wurden, in einer eigenen
"Entgegnung zur Stellungnahme des Vorstands der Deutschen Buddhistischen
Union auf den Offenen Brief zur Finanzkrise der DBU
" richtig.

Darüber hinaus überlegten wir, ob wir einen weiteren Offenen Brief verfassen sollten oder was sonst zu tun sei, um unseren Verein, der uns am Herzen lag, vor der wohl drohenden Zahlungsunfähigkeit zu retten. Wir entschlossen uns – auch um eine weitere Eskalation mit dem Vorstand zu vermeiden – keine weiteren öffentlichen Äußerungen zu tätigen. Stattdessen wollten wir uns aktiv in die Lösung der Probleme unseres Vereins einbringen: Wir bewarben uns zu den Ratswahlen bei der kommenden Mitgliederversammlung um Ratsposten.

Versuch der Deeskalation

Ich ergriff die Initiative und rief bei einigen Verantwortlichen an, um im Vorfeld der Mitgliederversammlung Missverständnisse auszuräumen und endlich ins Gespräch zu kommen: die inzwischen zurückgetretene Vorsitzende Anna Karolina Brychy, den Schatzmeister Claus Herboth sowie die Chefredakteurin der Vereinszeitschrift Susanne Billig. Letztere hat zwar kein demokratisches Mandat, ist aber bei vielen Ratssitzungen anwesend und beeinflusst die Politik des Vereins oft nicht unwesentlich. 

Frau Brychy und Frau Billig verweigerten ein klärendes Gespräch komplett. Und dies, obwohl in jedem bösen Brief seitens des Vorstands an uns immer wieder Gesprächsbereitschaft betont wurde. In dem Protokoll der Ratssitzung vom 8. Februar 2025 ist nachzulesen, dass ein Ratsmitglied vorschlug, uns, die Verfasser des Offenen Briefs per Zoom zu einer Ratssitzung zuzuschalten, so dass man gemeinsam über den Offenen Brief sprechen könne. Die damalige Ratsvorsitzenden Anna Karolina Brychy hielt dies für „nicht geboten“. „Der Rat hatte bislang noch keinerlei Gelegenheit, sich über den Offenen Brief zu beraten und wünscht erst einmal einen internen Austausch.“ Aber auch nach Wochen – nachdem man annehmen konnte, dass der gewünschte Austausch im Rat nun erfolgt sei, lud man uns nicht zu einem klärenden Gespräch. 

Einzig Herr Herboth zeigte sich nach anfänglicher Skepsis immerhin bereit, mir die Betriebswirtschaftlichen Auswertungen, BWA, der letzten vier Jahre der DBU zur Verfügung zu stellen. Finanzunterlagen also, in die wir als besorgte Mitglieder schon lange Einsicht verlangt hatten, was uns aber bis dahin verweigert wurde.

Unter anderem aus diesen BWA ging hervor, dass die finanziellen Probleme im Wesentlichen durch zu hohe Personalkosten sowie die Kosten, die die Vereinszeitschrift Buddhismus Aktuell verursacht, hervorgerufen worden sind. Bereinigt um überdurchschnittliche Spendeneinnahmen hat die DBU mindestens seit 2020 Jahr für Jahr rund 50.000,- € mehr ausgegeben als eingenommen. Die  Vereinszeitschrift erzeugt – bereinigt um interne Verrechnungen – ein Defizit von etwa 80.000,- € jährlich. 

Die Mitgliederversammlung

Am letzten Wochenende im Mai fand nun die Mitgliederversammlung statt. Nach dem üblichen formalen Teil so einer Vereinsversammlung, etwa der Feststellung der Beschlussfähigkeit, schritt die Interims-Vorsitzwende der DBU Tsunma Konchok Jinpa Chodron, bürgerlich Jutta Gassner, zu einer zusammenfassenden Präsentation der vergangenen Ereignisse. Frau Gassner betonte, dass die Präsentation die ehemalige 1. Vorsitzende Frau Brychy zusammengestellt habe. 

Zunächst wurde in der Präsentation einer der Verfasser des Offenen Briefs in Abwesenheit schlecht gemacht. Er habe bei der vergangenen Mitgliederversammlung einen Antrag „aggressiv“ eingebracht, der zudem falsche Behauptungen enthalten habe. Wer diese Person kennt, wusste um die Lächerlichkeit dieses Vorwurfs: Es gibt wohl niemanden der gutmütiger, sanfter und mehr buddhistischer Ethik verpflichtet ist, als diese Person. Diese Schilderung von Frau Gassner bzw. Frau Brychy hatte nur einen Zweck: Die Person zu diskreditieren, weil sie zu den Verfassern des Offenen Briefs gehörte.

Frau Gassner fuhr fort und präsentierte aus dem Zusammenhang gerissene Screenshots von Posts aus den Sozialen Medien, die mich persönlich betrafen. Auch hier war die Intention klar: Ich sollte als Verfasser des Offenen Briefs gegenüber den versammelten Delegierten der Mitgliedsgemeinschaften der DBU diskreditiert werden. 

Auf so etwas war ich nicht vorbereitet – aber ich hätte es nach den vorangegangenen Ereignissen eigentlich sein müssen –, weshalb ich keine Fotos von dieser unsäglichen Präsentation anfertigte. Eine spätere Nachfrage, ob man mir die Präsentation überlasse, hat man natürlich abgelehnt. Vielleicht wird sie mit dem Protokoll zur MV 2025 veröffentlicht. Dann werde ich sie an dieser Stelle nachträglich verlinken.

Der Schatzmeister verbreitete insgesamt Optimismus, unter anderem, weil ja durch den aktuellen Spendenaufruf nun ausreichend Mittel zur Verfügung stehen. Die drohende Zahlungsunfähigkeit sei damit abgewendet. Dass man sich aber dauerhaft nicht auf ein so gewaltiges Spendenaufkommen verlassen kann, das kurzfristig durch einen alarmistischen Spendenaufruf aktiviert worden ist, und die bisher eingeleiteten rudimentärten Sparmaßnahmen nicht ausreichen, um die Zukunft der DBU zu sichern, wollte niemand hören.

Es gibt noch viele weitere Details, die der Schilderung Wert wären: Etwa, dass man extra viele Kandidaten für die Ratswahl mobilisierte und dass man versuchte per Satzungsänderung die Zahl der Räte zu verringern, um unsere Wahl in den Rat zu verhindern. Dass die Mitarbeiter der DBU wohl dazu angehalten wurden, bei der Mitgliederversammlung in bewegenden Wortbeiträgen ihre Ängste um ihre Arbeitsplätze kundzutun: Die Geschäftsstelle solle ja unter anderem geschlossen werden. Dahinter stand die Erzählung des Vorstands, dass die Verfasser des Offenen Briefs eine Agenda verfolgen, um der DBU zu schaden, sie handlungsunfähig zu machen; unter anderem dadurch, dass Arbeitsplätze massiv abgebaut werden sollen. Typische Fake-News, um einen politischen Gegner zu verleumden. 

Die Angst vor dem Kontrollverlust

Was aus der Distanz wie eine Kette unglücklicher Entscheidungen oder dysfunktionaler Kommunikation erscheinen mag, war eine wohlchoreografierte Rufmord-Kampagne und eine politische Intrige, die sektuide Züge trägt. Sie offenbart bei näherer Betrachtung ein tieferes Muster: Der Umgang des DBU-Vorstands mit der Krise zeigt einen psychologischen Verdrängungsmechanismus. Das Verhalten erinnert frappierend an ein kindliches Prinzip: Wenn ich etwas nicht sehen will, ist es nicht da. Die unbequeme Realität – eine drohende Zahlungsunfähigkeit, massive strukturelle Probleme, interne Kritik – wird nicht bearbeitet, sondern ausgeblendet. Nicht durch Einsicht, sondern durch Kontrolle. Nicht durch Dialog, sondern durch Delegitimierung.

Dieses Verhalten wirkt nicht nur unreif, es ist in seiner institutionellen Form höchst gefährlich. Denn wenn die kollektive Führung eines Vereins in der Illusion verharrt, das Problem werde kleiner, wenn man es ignoriert und seine Kritiker mundtot macht, entsteht eine doppelte Krise: eine materielle und eine moralische. Die Vermeidung von Verantwortung paart sich mit einem Bedürfnis, die Deutungshoheit über das Geschehen zu bewahren. Und so wird nicht etwa nach Lösungen gesucht, sondern nach Schuldigen. Nicht nach Zukunft, sondern nach Feindbildern. Dabei wird der Begriff „buddhistisch“ zur Fassade degradiert, als wäre die Ethik der Einsicht, der Offenheit und des achtsamen Umgangs nur ein Aushängeschild und kein gelebter Maßstab.

Doch warum handeln Menschen so – gerade Menschen, die sich als langjährig Praktizierende des Dharma verstehen? Die Antwort liegt möglicherweise im Spannungsfeld zwischen innerer Anspruchshaltung und äußerem Rollenbild. Wer sich über Jahrzehnte mit buddhistischer Praxis identifiziert, kann das Eingeständnis eines Scheiterns – persönlich wie institutionell – kaum zulassen, ohne an Selbstbild und Stellung zu verlieren. Statt Verantwortung zu übernehmen, wird die Schuld externalisiert. Der Konflikt wird zum Angriff erklärt, Kritik zum Nestbeschmutzen, Transparenz zur Illoyalität.

So entsteht ein geschlossener Wahrnehmungsraum, in dem das eigene Verhalten stets durch hehre Motive legitimiert wird, während Abweichungen als destruktiv gebrandmarkt werden. Und je mehr Kritik laut wird, desto rigider wird das System. Es handelt sich um ein bekanntes Muster in Gruppen mit hohem ethischem oder ideologischem Anspruch: Die eigene Krise wird nicht als Herausforderung angenommen, sondern als Bedrohung erlebt und damit als Angriff auf das Selbstverständnis.

Aus psychologischer Sicht ist das nachvollziehbar. Aber aus buddhistischer Perspektive ist das tragisch. Denn gerade Menschen, die sich dem Weg der Einsicht und Mitverantwortung verschrieben haben, sollten die Werkzeuge haben, um solchen Mechanismen nicht zu erliegen. Die gegenwärtige Situation der DBU zeigt, wie weit Anspruch und Realität auseinanderfallen können – und wie notwendig ein bewusster, reifer Umgang mit Konflikt und Wandel wäre. 

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Ist die DBU etwa zu einer Sekte geworden?

3/6/2025

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Ich habe soeben die Deutsche Buddhistische Union e. V. darüber informiert, dass ich mit sofortiger Wirkung aus dem Verband austrete.

Die DBU befindet sich derzeit in der wohl tiefsten Krise ihrer Geschichte. Noch vor wenigen Monaten drohte die Zahlungsunfähigkeit. Sie konnte nur durch einen groß angelegten Spendenaufruf verhindert werden. Damit ist eine Insolvenz jedoch noch nicht abgewendet. Dem Verband fehlt bis heute ein tragfähiges Sanierungskonzept, obwohl die Kosten seit Jahren die regelmäßigen Einnahmen bei weitem übersteigen. Ein betriebswirtschaftliches Trauerspiel in Endlosschleife.

Die Verantwortlichen leugnen die Insolvenzgefahr. Diese Realitätsverweigerung wäre schlimm genug. Noch schlimmer ist jedoch, dass besorgte Mitglieder des Vereins, die auf Transparenz drängen und umfassende Reformen anmahnen, diskreditiert und bedroht werden – und das von einem buddhistischen(!) Dachverband. 

Ich gehöre – nun muss man ja sagen: „gehörte“ – zu diesen Mitgliedern. Bei der vergangenen Mitgliederversammlung am letzten Wochenende im Mai dieses Jahres versuchte ich mich gemeinsam mit einigen anderen einzubringen, um die existenzielle Krise der DBU zu bewältigen. Das Votum der versammelten Delegierten war eindeutig: Das ist nicht gewünscht. Ein demokratisches Votum muss in jedem Fall akzeptiert werden.

Inakzeptabel ist jedoch die beispiellose Schmutzkampagne, flankiert von Drohbriefen, mit der wir im Vorfeld der Mitgliederversammlung überzogen wurden. Sie endete auch auf der Mitgliederversammlung selbst nicht. Mit dieser gut choreografierten Kampagne soll von der eigenen Verantwortung für die finanzielle und strukturelle Krise der DBU abgelenkt und Machtpositionen verteidigt werden. Hier wird Machtmissbrauch betrieben. All dies ist von den Delegierten der Mitgliedsgemeinschaften durch ihre Passivität, durch fehlenden Widerspruch sanktioniert.

Die Kampagne ging von Anna Karolina Brychcy, ehemalige 1. Vorsitzende der DBU, und Tsunma Konchok Jinpa Chodron, bürgerlich Jutta Gassner, Interims-Vorsitzende der DBU und buddhistische Nonne, aus. Sekundiert wurde sie von Susanne Billig, Chefredakteurin der Verbandszeitung "Buddhismus Aktuell" und mitgetragen von Claus Herboth, Schatzmeister des Vereins. Die Frage, ob sich die Initiierung von Delegitimationskampagnen gegen vermeintliche politische Gegner mit buddhistischer Ethik und Ordinationsgelübden vereinbaren lassen, müssen Frau Brychcy, Frau Gassner, Frau Billig und Herr Herboth sich selbst beantworten.

Ich habe nicht maßgeblich an der Trennung der DBU vom Diamantweg (der damaligen buddhistischen Mitgliedsgruppe mit dem Rassisten und AFD-Sympathisanten Ole Nydahl an der Spitze) mitgearbeitet, die u.a. die demokratische Diskurskultur innerhalb des Verbands vergiftet hatten, um mich nun in einer DBU wiederzufinden, in der man bereitwillig demokratische Prinzipen und ein faires Miteinander zu Gunsten von Lügen, Intrigen und Delegitimationskampagnen aufgibt. 

„So agieren Sekten“, kommentierte ein Freund das Geschehen in der DBU treffend. Das, was hier passiert ist, war versuchter Rufmord. Mit so einem Verband möchte ich nichts mehr zu tun haben.

Zu den Hintergründen lesen Sie bitte an dieser Stelle weiter:
Nachlese: Intrigen in der DBU
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Säkular-buddhistisches Retreat

21/1/2025

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18. bis 21. September 2025: Achtsamkeit und Weisheit im modernen Leben

Dieses Retreat bietet dir eine besondere Gelegenheit, Achtsamkeit und innere Klarheit zu kultivieren und dabei die Weisheit des Buddhismus auf eine zeitgemäße, religionsunabhängige Weise zu entdecken. Es ist ideal für alle, die einen Weg suchen, Meditation und Einsicht in ihr modernes Leben zu integrieren.
https://zen-zentrum-altbaeckersmuehle.de/produkt/retreat-zum-saekularen-buddhismus-18-09-21-09-2025/
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säkularer Buddhismus in der Presse

11/1/2025

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Ein Buddhismus ohne den Kreislauf der Wiedergeburt, ohne spirituelle Meister? Säkulare Buddhisten stellen die Grundpfeiler ihrer Tradition infrage.
Mechthild Klein
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Was ist säkularer Buddhismus?

7/4/2021

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Säkularer Buddhismus ist immer wieder Gegenstand von Kontroversen. Doch, was ist säkularer Buddhismus eigentlich und ist die Kritik an ihm berechtigt? Ein Klärungsversuch.

Dieser Essay basiert im Wesentlichen auf einem Vortrag, den ich am 23. Februar 2020 in Berlin im Rahmen des überregionalen Einzelmitglieder-Treffens der DBU (Deutsche Buddhistische Union) gehalten habe. Der hier vorliegende Text stellt eine Bearbeitung des Redemanuskripts dar – auch unter Berücksichtigung der Ergebnisse der anschließenden Diskussion. Außerdem enthält er ergänzend einen Exkurs: „Wiedergeburt und Karma aus säkularer Sicht“.

Es sei vorausgeschickt, dass die folgende Betrachtung nicht erschöpfend ist. Es gibt viel mehr zu sagen. Dies würde aber den Rahmen eines Essays sprengen. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass die folgenden Ausführungen, was säkularer Buddhismus ist, meine Sicht auf ihn darstellt. Ich kann selbstverständlich keineswegs für jeden säkularen Buddhisten sprechen. Dennoch bin ich mir sicher, dass eine angemessene große Schnittmenge zwischen dem, was ich ausführe, und den Überzeugungen anderer säkularer Buddhisten besteht.


Wenn ich hier das Wort „säkular“ verwende, dann abgeleitet vom lateinischen „saeculum“: „Zeit“, „Zeitalter“ oder auch „Jahrhundert“, im Sinne ein konkretes Zeitalter betreffend.

Säkularer Buddhismus positiv gedeutet

In der Regel wird säkularer Buddhismus sowohl von dessen Vertretern als auch von seinen Kritikern negativ definiert: „Säkularer Buddhismus ist nicht ...“, „Säkularer Buddhismus verzichtet auf ...“, „Säkularer Buddhismus lehnt ab ...“. Mit dieser Perspektive ist zwar ein Rahmen abgesteckt, aber wir wissen dann noch immer nicht, was er ist, sondern lediglich, was er nicht ist. Die Negation nährt zudem das Vorurteil, säkularer Buddhismus sei in irgendeiner Weise ein beschnittener Buddhismus, eine Art verkürztes Dharma. Diese Annahme ist aber grundfalsch. Das will ich später noch zeigen.

Säkularer Buddhismus hat folgende Basis: Die drei Daseinsmerkmale, „anicca“, alle Erscheinungen sind unbeständig, alle Erscheinungen sind „dukkha“ unterworfen, wörtlich „schwer zu ertragen“, sowie „anatta“, alle Dinge sind ohne Selbst, das Wissen um das „Bedingte Entstehen“ und die Idee eines dreiteiligen Wegs, „prajna“ – Einsicht, „sila“ – Ethik und „samadhi“ – Versenkung beziehungsweise Geistestraining. Diese Basis enthält keinerlei Glaubenselemente oder Religion. Sie ist jedem zugänglich, der ausreichend genau beobachtet und in der Lage ist, präzise zu denken. Diese Basis ist kulturunabhängig und nach menschlichem Zeitverständnis zeitlos.

Was säkularer Buddhismus und traditioneller Buddhismus verbindet

Säkularer Buddhismus ist im besten Sinne traditioneller Buddhismus. Das Adjektiv „traditionell“ ist aus dem lateinischen „tradere“ und „traditio“ abgeleitet. Es bedeutet wörtlich „hinüber-geben“ und ebenso „nach überlieferten Handlungsmustern agieren“, weshalb säkularer Buddhismus gleich in zweierlei Hinsicht ein traditioneller Buddhismus ist: Er bezieht sich oft auf die frühesten ausformulierten Überlieferungen des Dharma. Säkularer Buddhismus sucht sie aktiv in den frühbuddhistischen Schriften und verwendet hierzu die Werkzeuge, die die Textkritik, ein Teilbereich der Literaturwissenschaft, zur Verfügung stellt. Und er versucht eine unserer Zeit und Kultur angemessene Interpretation dieses Dharma. Damit handelt er, wie in der Vergangenheit alle buddhistischen Traditionen gehandelt haben. Sie fragten stets, was ist das Wesentliche des Dharma und sie interpretierten es an einem bestimmten Punkt in Raum und Zeit, für genau diesen Augenblick, um es für die Menschen greifbar zu machen – es ihnen zu „übergeben“.

Die großen heute noch lebenden buddhistischen Schulen, der Theravada, der tibetische Buddhismus und Zen, sind Ausdruck genau dieser Bemühungen. Der Widerstand einer Orthodoxie gegenüber dem säkularen Buddhismus liegt oft einem Missverständnis zu Grunde: Nämlich dem, dass die eigene Tradition überzeitlich und unveränderlich sei. Die Wahrheit ist aber, dass alle buddhistischen Schulen, die wir heute vorfinden, lediglich die konservierte Interpretation des Dharma einer bestimmten Epoche in einem bestimmten kulturellen Kontext darstellt. So war jeder traditionelle Buddhismus immer ein säkularer Buddhismus: auf sein Zeitalter bezogen.

Der sogenannte traditionelle Buddhismus im Westen ist außerdem längst im Sinne des jetzigen Zeitalters säkularisiert. Der Kontext, der die spezifischen Ausformungen des Dharma beeinflusst, verändert sich mit jeder Generation und mit jeder neuen Rezeption. Zen im Westen ist ein anderer als der, den wir in Japan vorfinden. Und es gibt neuere Synthesen, wie etwa die zeitgenössische Deutung des Buddhismus durch Thich Nhat Hanh. Zugegeben, das Vajrayana tut sich mit einer Säkularisierung etwas schwerer und wird wohl etwas länger benötigen. Aber dennoch: Ein Buddhismus im Westen ohne entsprechende kulturelle Einflüsse kann es im Grunde nicht geben.

Säkularer Buddhismus ist im besten Sinne also traditioneller Buddhismus und sogenannte traditionelle Buddhismen waren in der Vergangenheit ebenfalls säkularer Buddhismus. Sie haben sich heute überdies durch ihre Rezeption im Westen – manchmal mehr, manchmal noch etwas stockend – bereits wiederum säkularisiert.

Kritik am säkularen Buddhismus

Die Kritik am säkularen Buddhismus geht in zwei Hauptrichtungen. Hierzu möchte ich beispielhaft auf zwei bekannte Kritiker eingehen: Alfred Weil, ehemaliger Vorsitzender der DBU und DBU-Ehrenrat, und Bikkhu Bodhi, ein bekannter US-amerikanischer Theravada-Mönch und -Lehrer.

Häufig wird behauptet, säkulare Buddhisten seien auch nur Gläubige. Ihr Glauben beziehe sich aber auf die Ergebnisse der Wissenschaft und nicht auf metaphysische Inhalte. So lesen wir in Alfred Weils Essay „Demontage 2.0“, dass wir als Nichtwissenschaftler nur den Ergebnissen der Wissenschaft glauben können, aber diese nicht nachvollziehen. Außerdem sei „die Geschichte der Wissenschaft (...) auch immer eine Geschichte ihrer Irrtümer. Was gestern unumstößliche Wahrheit war, ist heute nachweislich falsch.“ Er schließt daraus, dass jenes Vertrauen in die Wissenschaft nicht gerechtfertigt sei und säkulare Buddhisten das eine Glaubenssystem gegen das andere ausgetauscht haben.

Weils Auffassung ist schnell widerlegt: Es ist kein Defizit von Wissenschaft, dass sich ihre Erkenntnisse ständig überholen, es ist ihre Stärke. Es ist zwingender Teil des Konzepts empirischer Wissenschaft. Im Gegensatz zu metaphysischen Behauptungen, die – einmal formuliert – immer Bestand haben sollen. Auch steht hier nicht etwa das Vertrauen in die Ergebnisse der Wissenschaft im Raum, sondern das Wissen darum, dass die Methodik zu verlässlichen Ergebnissen führt. Und diese Methodik ist für jedermann jederzeit nachprüfbar.

Stellen wir uns zum Beispiel einen Korb mit zehn Äpfeln vor. Wir nehmen jeweils einen Apfel heraus und lassen ihn los. Das machen wir nach und nach mit allen Äpfeln. Wir alle wissen, die Äpfel werden in einer signifikanten Anzahl zu Boden fallen. Daraus können wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schließen, dass sich – laienhaft ausgedrückt – feste Körper, wie zum Beispiel Äpfel, unter bestimmten Bedingungen immer zum Boden hin orientieren. Um dies zu begreifen, muss man das newtonsche Gravitationsgesetz, das postuliert, dass jeder Massenpunkt auf jeden anderen Massenpunkt mit einer anziehenden Gravitationskraft einwirkt, nicht im Detail verstehen. Man muss nur grundsätzlich die Methodik nachvollziehen. Und das können wir alle. Empirische Wissenschaft ist eine Methodensammlung, eine Art Werkzeugkasten, mit jederzeit überprüfbaren Instrumenten, die sich bewährt haben, um zu gesicherten Erkenntnissen zu gelangen. Abgesehen davon werden fundamentale wissenschaftliche Erkenntnisse in der Regel nicht widerlegt – dies kommt eher selten vor –, sie werden vielmehr durch spätere Forschung ausdifferenziert. Dies alles hat mit Glauben an irgendetwas nichts zu tun.

Der zweite Hauptkritikpunkt ist, säkularer Buddhismus sei ein verkürzter Buddhismus, ein amputiertes Dharma. Es würden zentrale Elemente fehlen. Beispielhaft möchte ich dies an einem Vortrag von Bikkhu Bodhi zeigen, der in gekürzter Fassung im DBU-Magazin „Buddhismus Aktuell“, Ausgabe 4/2018, erschienen ist.

Wir lesen dort: „Praktizierende aller klassischen buddhistischen Schulen teilen ein Grundverständnis von Wiedergeburt und Karma, das als moralische Kraft Konsequenzen hat, die weit über das gegenwärtige Leben hinausgehen. Säkular buddhistische Ansätze beschränken sich dagegen auf unsere unmittelbare existenzielle Situation, ohne sich auf Annahmen über vergangene und zukünftige Leben zu stützen.“

Bikkhu Bodhi stellt zunächst seine Deutung des Buddhismus vor, die er ein „Grundverständnis“ nennt. Er bezieht sich auf eine konkrete Vorstellung von Wiedergeburt und Karma. Angeblich würden alle Buddhisten dieses Grundverständnis teilen. Weil säkularer Buddhismus dieses Grundverständnis nicht teilt, sei er sozusagen gar kein richtiger Buddhismus.

Das ist unsauber! Er nimmt die Gesamtheit der Praktizierenden ungefragt in Geiselhaft, indem er behauptet, alle Buddhisten würden sich seiner Deutung über Wiedergeburt und Karma anschließen, um dann einen säkularen Buddhismus auszugrenzen. Die Feststellung alle „klassischen buddhistischen Schulen“ teilen seine Vorstellung von Wiedergeburt und Karma als moralische Instanz, ist schlicht falsch.

Alfred Weil schlägt in dieselbe Kerbe. Er schreibt über säkularen Buddhismus: Er sei „bei weitem nicht genug. Nicht genug jedenfalls für den (...) der das Dasein selbst als Gefangenschaft empfindet und heraus will.“ Er bezieht sich hier ebenfalls auf die Vorstellung, man sei in einer endlosen Kette von Wiedergeburten gefangen. Und er kritisiert, dass säkularer Buddhismus für dieses Problem keine Lösung anbiete.

Ja, richtig. Für das genannte Problem bietet säkularer Buddhismus keine Lösung, weil es für ihn kein Problem darstellt. Ein säkularer Buddhismus schließt sich der genannten Deutung von Wiedergeburt und Karma nicht an. Für ein nicht vorhandenes Problem nach einer Lösung zu suchen, ergibt keinen Sinn. Die angestrebte Demontage des säkularen Buddhismus gelingt deshalb nicht.

Exkurs: Wiedergeburt und Karma aus säkularer Sicht

Die säkulare Sicht auf Wiedergeburt destilliert sich in dem Begriff „Wiederwerden“, Pali: „punabbhava“: „punabbhava“ wird landläufig mit „Wiedergeburt“ übersetzt. Diese Übersetzung führt dann aber zu dem bekannten Missverständnis, dass ein Bewusstseinskern von einem Subjekt auf das andere über die Grenze des Todes hinaus hinübergehen kann.

Buddhismus weiß, alle Erscheinungen sind bedingt, das heißt, sie sind durch unzählige Voraussetzungen prädisponiert. Diese sind die Basis von allem, was wieder und wieder auf materieller sowie auf geistiger Ebene wird. Endet die Existenz von etwas Bestehendem, löst es sich auf und aus seinen Bestandteilen entsteht Neues. Wir alle sind Resultate vorheriger Existenzen und Verhältnisse. Wir sind auf diese Weise mit allem, was je existiert hat, was jetzt existiert und je existieren wird, verbunden. Auf materieller Ebene sind wir aus den Molekülen, aus denen vor uns andere Dinge bestanden, Felsen, Bäume, Tiere, andere Menschen, was auch immer, gemacht. „Wir alle sind Sternenstaub“, heißt es oft poetisch. Und das ist richtig.

Geistig sind wir unter anderem durch die Erfahrungen unserer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, Ururgroßeltern usw. geprägt. Wir wissen nicht erst seit heute, dass Traumata aber auch positive Eigenschaften, die sich unsere Vorfahren angeeignet haben, über Generationen hinweg weitergegeben werden. Das ist uraltes Menschheitswissen. Neurologen und Psychologen bestätigen dies heute. Wenn wir durch die liebevolle, zärtliche Aufmerksamkeit der Urgroßmutter für ihre Kinder, die deshalb selbst zu empathischen Wesen heranreifen konnten und dies wiederum an ihre Kinder weitergaben, ebenfalls die Gelegenheit haben, aus psychologischer Sicht zu gesunden Persönlichkeiten werden, sind wir deshalb aber nicht die reinkarnierte Großmutter. Die Großmutter hat durch ihr Handeln lediglich einen Teil der Voraussetzungen für das geschaffen, was die Enkel heute sind. So pflanzen sich einzelne Bewusstseinsinhalte, wie etwa Verhaltensmuster, über Generationen hinweg fort. Aber das Bewusstsein eines Einzelnen inkarniert nie als Ganzes in eine andere Person. Herr Müller wird nicht zu Frau Maier, nie. Kann er gar nicht, wie ich noch zeigen werde.

Aus Sicht der Neurologie und Psychologie ist Bewusstsein in seiner engsten Definition die Wahrnehmung des eigenen Ich-Konstrukts. Wir können sagen: „Ich bin!“ Ein Ich-Konstrukt entsteht durch die Verarbeitung von Sinneseindrücken und ihrer Interpretation auf der Basis unserer Hirnfunktionen. Hören Verarbeitung und Interpretationsarbeit auf, erlischt das Bewusstsein. Das passiert, wenn wir sterben. Buddhismus beschreibt dies ebenso: Bewusstsein ist die Summe der sogenannten Skandhas, der Empfindungen, der Gefühle, der Wahrnehmung, der eigenen Interessen und Sehnsüchte und so weiter. Das, was wir für unser Ich, unser Selbst, halten, ist einzig und allein eine Ausdeutung der genannten Eindrücke. Diese befinden sich jederzeit im fluss.

Die empirische Zeitwahrnehmungsforschung geht davon aus, dass das, was wir als Gegenwart empfinden, unser gegenwärtiges Sein, jeweils eine Einheit von 2,7 Sekunden umfasst. Wenn man so will, stirbt unser Ich in diesem Intervall und wird aus den Voraussetzungen des Vorangegangenen immer wieder neu. Da ist nichts Festes, kein Kern, der weitergegeben werden könnte. Das ist mit dem buddhistischen „anatta“ gemeint. Die Voraussetzungen oder Bedingungen für die jeweilige neue Ich-Konstruktion sind das Karma. Pali „kamma“, bedeutet übersetzt „Wirken“ oder „Tat“. Karma sind also jene Voraussetzungen, die zum gegenwärtigen Sein geführt haben und gegenwärtiges Sein wiederum erzeugt Karma für künftiges Sein.

Magische Weltbilder

Die Diskussion um säkularen Buddhismus spitzt sich in der Regel genau auf das Themenfeld Wiedergeburt und Karma zu. Die unterschiedlichen Zugänge erzeugen Konflikte. Dabei ist es ohne Belang, ob man Wiedergeburt orthodox oder säkular interpretiert, meine ich, solange die eigene Haltung hier nicht dem Fortschreiten auf dem buddhistischen Pfad behindert.

Denn wenn wir zur Meditation auf dem Kissen sitzen, ist es gleichgültig, ob wir daran glauben, dass unser Bewusstsein nach dem Ableben einen neuen Wirtskörper sucht oder ob wir davon ausgehen, dass unser Bewusstsein in der Folge erlischt. In dieser Situation, im Hier und Jetzt, sind wir nur mit einem konfrontiert: mit uns selbst – oder mit dem, was wir für unser Selbst halten. Wir ringen mit Schmerzen im Rücken und in den Beinen, mit einem ruhelosen Geist und vielleicht damit, dringend pinkeln zu müssen.

Aus meiner Sicht verläuft an völlig anderer Stelle eine Grenze. Nämlich bei der Frage, was das Dharma mit magischen Weltbildern zu schaffen hat. Meiner Kenntnis nach hat Buddha jede Art von Aberglauben abgelehnt. So soll er, so lesen wir es im Mangala-Jātaka 87, ein Streitgespräch mit einem Brahmanen geführt haben, der von Mäusen zernagte Kleider für ein Unheil bringendes Zeichen hielt. Genauso habe er Astrologie eine klare Absage erteilt, wie uns das Digha-Nikaya 2,59 aufklärt. Leider fanden solche Ideen – wie so vieles andere – später dennoch Eingang in den Buddhismus. Kaum ein asiatischer Buddhist etwa, der nicht an Geister glaubt oder irgendeinen Aberglauben pflegt.

Einer der Ausgangspunkte der Überlegungen Stephen Batchelors, einem der wohl populärsten Ideengeber eines säkularen Buddhismus, basiert auf einem seiner Erlebnisse in Indien. Die Geschichte ging, glaube ich, in etwa so – ich habe sie nicht noch einmal nachgelesen: Der Dalai Lama hatte sich angekündigt. An dem Ort, an dem er erwartet wurde und an dem sich bereits viele Menschen eingefunden hatten, zog ein Unwetter auf. Dunkle Wolken erschienen am Horizont. Wind kam auf. Vielleicht blitzte und donnerte es bereits. Ein hochrangiger tibetischer Mönch begann nun, Zaubersprüche gegen die Gewitterfront zu rufen und Rituale durchzuführen, um die Geister, die das Gewitter zu verantworten hätten, zu vertreiben. Dies gelang ihm allem Anschein nach, denn die dunklen Wolken verzogen sich. Später kritisierte ein anderer hochrangiger tibetischer Geistlicher diese Praxis, weil durch sie die betreffenden Geister Schaden genommen hätten.

Nun, ich bin mir nicht sicher, ob der Glaube an Geister in irgendeiner Weise hilfreich sein kann. Was ich aber weiß, ist, dass wir im Westen jeglichen Glauben an Geister und andere präwissenschaftlichen Erklärungen der uns umgebenden Phänomene hinter uns gelassen haben. Ich sehe keinen Grund, zu solchen Vorstellungen zurückzukehren.

Mystik

Wir wollen zum Ende hin einen kurzen Seitenblick auf die Mystik werfen. Säkularem Buddhismus wird vorgeworfen, er sei kalt und rational. Er biete keinen Platz für mystisches Erleben. Das ist falsch.

An dieser Stelle benötigen wir kurz die Unterstützung von Schelling und Hegel. Schelling – wie viele andere auch – geht bei der Deutung, was Mystik ist, vom altgriechischen „to mystikon“ aus: „Alles, was verborgen ist.“ Er schreibt: „Das vorzugsweise Mystische ist gerade die Natur“. Hegel ergänzt: „Alles Vernünftige ist somit zugleich als mystisch zu bezeichnen“, das heißt, es gehe zwar „über den Verstand hinaus“ ohne aber deswegen „dem Denken unzugänglich zu sein“. Was Schelling und Hegel hier meinen, ist, dass das eigentlich Mystische das ist, was wir zwar mit dem Verstand nicht wirklich begreifen können, aber es lässt sich durch unser Denken dennoch beschreiben. Und dafür ist die Natur das beste Beispiel.

Betrachten wir ein Atom. Ein Atom besteht aus einem Atomkern sowie Elektronen, die sich um den Kern herum bewegen, sie bilden die Hülle des Atoms. Der Kern ist positiv geladen, die Elektronen sind negativ. Atome sind die Bausteine, aus denen alle festen, flüssigen oder gasförmigen Stoffe bestehen. Die Teilchenphysik weiß heute zwar von noch kleineren Bausteinen aber für das, was ich zeigen will, ist das klassische Atommodell ausreichend. Stellen wir uns jetzt ein Fußballstadion vor: eine riesige Arena. In der Mitte dieses Stadions liegt ein Erdnusskern. Der entspricht hier in etwa der Größe eines Atomkerns. Am äußersten Rand des Stadions flitzen die Elektronen herum. Zwischen dem Atomkern und den Elektronen befindet sich nichts, Leere! Ein Atom ist im Wesentlichen leerer Raum und Energie. Wie wir wissen, besteht alles, was wir als Materie kennen, aus Atomen, unser gesamtes Universum. Im Rückschluss können wir deshalb sagen, dass alles, inklusive uns selbst, gleichsam leerer Raum ist – und Energie. Um auf Schelling und Hegel zurückzukommen: Wir können dies gar nicht verstehen, nicht wirklich begreifen, aber wir können es beschreiben.

Ich benötige an dieser Stelle keine metaphysischen Spekulationen, die eine Mystik begründen. Mir ist das Beschriebene Mystik genug. Die Natur ist Mystik. Ein naturalistischer Buddhismus, und säkularer Buddhismus ist naturalistisch, ist somit ein mystischer Buddhismus per se.

Die Bedeutung des säkularen Buddhismus für den Westen

Ich bin der Überzeugung, dass viele von uns säkulare Buddhisten sind, ohne dass sie sich so nennen würden. Säkularer Buddhismus ist längst in allen buddhistischen Traditionen angekommen. Er basiert, wie zu Anfang gezeigt, auf der Grundlage der drei Daseinsmerkmale, auf die Einsicht in das Bedingte Entstehen und einem dreiteiligen Weg zur Befreiung von Dukkha. Er ist naturalistisch, was bedeutet, dass er magische Weltbilder, also präwissenschaftliche Deutungen von Phänomenen, unberücksichtigt lässt.

Wir können mit einem säkularen, naturalistischen Buddhismus weite Kreise der säkularen Gesellschaft erreichen, weil er der Deutung dessen, was die Gesellschaft Wirklichkeit nennt, nicht nur entspricht, sondern diese Sicht konstruktiv erweitert. Säkularer Buddhismus kann all jene ansprechen, die geprägt sind durch einen modernen Skeptizismus, die aber dennoch ein spirituelles Bedürfnis und die Sehnsucht nach Befreiung verspüren. Ich denke dabei auch an die vielen Menschen, die durch ihre religiöse Sozialisation oder aus punktuellen Erfahrungen mit christlichen Kirchen traumatisiert sind. Ihnen bietet ein Buddhismus, der erst einmal frei von allen Elementen einer konkreten Tradition ist, ihrer Rituale, einer bestimmenden Ästhetik, vor allem aber frei vom Ballast einer 2.500 Jahre währenden Religionsgeschichte, einen Anknüpfungspunkt.

Denn – und das kann jeder erfahren – buddhistische Praxis funktioniert. Immer. Sie funktioniert jenseits von Dogmen, Tradition und Ritual. Man kann Buddhismus eingebunden in eine alte Zenlinie oder unterrichtet von einem tibetischen Tulku praktizieren. Muss man aber nicht. Buddhistische Praxis funktioniert trotzdem.

Deshalb ist ein Buddhismus, der darauf ausgerichtet ist, nichts ungeprüft anzunehmen, hilfreich und begrüßenswert. Er kann Menschen ansprechen und ihnen heilsame buddhistische Praxis vermitteln, die vom Esoterischen der traditionellen Buddhismen abgestoßen sind – und ich behaupte, dass dies sehr, sehr viele Menschen sind. Zumal der Hinweis, nichts ungeprüft anzunehmen, eine gute alte buddhistische Tradition darstellt, wenn ich das Kalama-Sutta richtig verstehe.

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Nachlese: DBU-Einzelmitgliedertreffen in Berlin

2/3/2020

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Das diesjährige überregionale Treffen der Einzelmitglieder der DBU fand vom 21. bis zum 23. Februar in Berlin statt. Man traf sich in einem beeindruckenden Backsteingebäude am sogenannten Ostkreuz der Hauptstadt nicht weit vom Zentrum entfernt. Im denkmalgeschützten Bau aus den 1920iger Jahren ist seit 2016 die größte Jugendherberge der Republik untergebracht. Bestens versorgt ließ es sich entspannt Netzwerken und arbeiten.
 
Offizieller Start des Treffens war das Abendessen am Freitag. Aber bereits ab Mittag desselben Tages fanden sich Buddhisten der neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft „Buddhisten unter dem Regenbogen“ zu einer Runde zusammen. Nach dem Abendessen folgte ein Bericht aus Rat, AGs und zu den Aktivitäten der Delegierten der Einzelmitglieder Anna Karolina Brychcy, Hendrik Hortz und Klaus Rüther. Insgesamt hatten sich 40 Einzelmitglieder angemeldet. Nicht alle waren an allen Tagen vor Ort, sondern organisierten ihre Anwesenheit je nach Interesse an den angebotenen Themen. So standen zum Beispiel vier Impulsvorträge zur Auswahl.
 
Den Anfang machte am Samstagvormittag Manfred Folkers, derzeit einer der DBU-Räte, mit einer Präsentation mit dem Titel „Buddhistische Ökologie – Grundlagen im Dharma und Impulse für unsere Praxis“. Es folgte Anna Karolina Brychcy, die als Psychologin Forschungsergebnisse aus der Umweltpsychologie vorstellte, wie man Menschen dazu motivieren könnte, sich im Sinne des Umweltschutzes zu verhalten. Am Samstagnachmittag widmeten sich die Einzelmitglieder im World-Café-Format, einer Workshop-Methode, die gut geeignet ist, unterschiedliche Sichtweisen zu einer Fragestellung zusammenzuführen, Themen, die sie im Moment am meisten bewegen: vom Umgang mit Gewalt, Hass und Ausgrenzung, über ökologisches Engagement bis hin zu Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz. Tobias Trapp rundete das Tagesprogramm mit seinem Impulsvortrag „Buddhismus unter dem Regenbogen – Gründung einer LGBTQ-Sangha“ ab. Zur Einstimmung auf den Abend, fand eine klingende Herzensmeditation statt. Am Sonntagvormittag untersuchte dann Hendrik Hortz in einem weiteren Impulsvortrag die Frage, was säkularer Buddhismus ist und wo er seinen Platz in der DBU finden kann.
 
Das Mittagessen am Sonntag bildete den Abschluss der Veranstaltung. Danach zerstreuten sich die Teilnehmer langsam. Hier und da saß man noch bei einem Kaffee oder Tee zusammen und plauderte. Ein Teilnehmer, der zum ersten Mal bei einem DBU-Einzelmitgliedertreffen dabei war, meinte begeistert: „Ich bin so angetan über die Stimmung, die an diesem Wochenende herrschte. Alles war so herzlich. Und die Offenheit, mit der auch schwierige und kontroverse Themen bearbeitet werden konnten, hat mich total gefreut. Ich komme auf jeden Fall wieder.“
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Stellungnahme der DBU zu Rassismus und Rechtsradikalismus

18/12/2019

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Heute hat der Rat der Deutschen Buddhistischen Union eine wegweisende Stellungnahme "zu Rassismus und Rechtsradikalismus" veröffentlicht. Die DBU macht deutlich, dass genannte Gesinnungen nicht mit den ethischen Werten des Buddhismus in Einklang zu bringen sind. Der Rat bekräftigt, dass die DBU entschlossen ist, derartigen Tendenzen entgegenzutreten.

Dem habe ich nichts hinzuzufügen!


https://www.buddhismus-deutschland.de/stellungnahme-der-dbu-zu-rassismus-und-rechtsradikalismus-dezember-2019/
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Überregionales DBU-Einzelmitgliedertreffen in Berlin.

18/12/2019

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Vom 21.-23. Februar 2020 kommen die Einzelmitglieder der DBU wieder zu ihrem jährlichen überregionalen Treffen zusammen. Diesmal wird es besonders spannend. In verschiedenen Impulsvorträgen und Arbeitsgruppen soll der Frage nachgegangen werden, wie sich die DBU zukünftig aufstellt. Die Themen, die verhandelt werden, berühren den Buddhismus in Deutschland als Ganzes: Buddhismus und gesellschaftliche Verantwortung, säkularer Buddhismus, LGBTQ und Buddhismus. Am Rande der Veranstaltung wird dann Zeit für persönliche Begegnungen sein.

Jeder, der Interesse hat, ist eingeladen. Auch Nichtmitglieder der DBU. Das Treffen beginnt am Freitagabend mit einem gemeinsamen Essen und wird vermutlich bis zum Sonntagmittag laufen. Bitte meldet Euch doch in der DBU-Geschäftsstelle per E-mail an: [email protected].

Wir sehen uns!

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Die DBU im wilden Osten

16/9/2019

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Liebe Freunde des Buddha-Dharma,
wir laden euch herzlich zu unserem regionalen Treffen für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im November nach Leipzig ein:


Wann: Samstag 16. November 2019
Zeit: 10:00 – 16:00
Ort: „Wujian Leipzig", Körnerstr. 10, 04105 Leipzig, www.wujian-leipzig.de

Vor Ort werde ich euch, als Delegierter der Einzelmitglieder der DBU, erwarten und durch den Tag führen.

Wir möchten an diesem Tag zwischen 10:00 – 16:00 Uhr Zeit miteinander verbringen, gemeinsam meditieren, Gespräche führen und vielleicht auch einen kurzen Impulsvortrag zu einem spannenden Thema hören, gemeinsam essen. Erfahrungsgemäß sind diese Zusammentreffen immer sehr intensiv und inspirierend, man erhält kostbare Impulse und knüpft wertvolle Kontakte.

Bitte meldet euch doch bis spätestens Freitag 1. November bei mir per E-Mail an:
[email protected]

Ich freue mich, euch zu sehen!

Euer
Hendrik Hortz

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